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Dritter Advent - Sonntag

Ich wünsche euch einen wunderbaren, gemütlichen, vielleicht ein bisschen verrückten dritten Advent. 

Tag zwei im Schwängelbells-Shop. Es herrscht dezente Aufregung. Der Geschäftsführer ist ein bisschen genervt, weil er immer noch solo ist, obwohl sich da nun schon seit einem Jahr etwas anbahnt, was aber nicht aufgeschrieben wird. Jetzt wurde er auf 2022 vertröstet. Dabei hat er  eigentlich gar keine Lust sich zu verlieben, schon gar nicht in einen Kerl, der dermaßen selbstgefällig und oberflächlich ist ... 

 

Immerhin hat er ein paar Geschenke für euch mitgebracht, während die Autorin in seligen Erinnerungen schwelgt und immer noch tief beeindruckt davon ist, wie schnell die Zeit vergangen ist. 

Der Ausschnitt ist übrigens von der Weihnachtsgeschichte 2018. 

Dieses Set gibt es heute zu gewinnen und zwar zweimal. Auf dem Bild seht ihr die Vorder-und Rückseite des Notizbuches, in das ihr alle wichtigen Ereignisse, Ideen oder To-Do-Listen 2022 hineinschreiben könnt. Es ist übrigens liniert. 

Außerdem könnt ihr auch heute eines von 5 Kartensets (siehe Gewinn von Samstag) gewinnen. Natürlich dürft ihr an beiden Tagen teilnehmen und so eure Gewinnchance erhöhen :)))

Wie immer seid ihr mit einem Kommentar dabei. Habt ihr eine Lieblings-Schwängelbells-Geschichte? 

Am nächsten Samstag verkünde ich wieder die Gewinner:innen. 

Ich wünsche euch viel Glück und viel Spaß mit dem zweiten Teil von Kevins und Michaels Geschichte. 


Kevins WeihnachtsChaos

«Ich will Bengt nicht», antworte ich, greife über den Tresen und verschränke unsere Hände miteinander. «Du denkst nicht ernsthaft darüber nach, dass ich dich verlassen könnte, oder? Zweifelst du an meiner Liebe?» Der Gedanke ist so beängstigend, dass mir ganz flau im Magen wird.

«Nein», antwortet er viel zu schnell und trinkt sein Glas leer.

Ich keuche ungläubig, denn mit so einer Reaktion habe ich nicht gerechnet. Es tut verdammt weh, denn es bedeutet doch, dass er mir in all den Jahren nicht ernsthaft vertraut und geglaubt hat.

«Nein», wiederholt Michael und umfasst meine Hand mit beiden Händen. «Entschuldige, dass ich so bescheuerte Gedanken habe. Ich will mich nicht fragen, ob du und Bengt ... also wenn er doch doch noch wollen würde ...»

«Verdammt, Michael», fluche ich und schüttle energisch den Kopf. Ich begreife nicht, dass wir tatsächlich so ein Gespräch führen. «Woher kommen denn diese Zweifel?»

«Du bist so begierig darauf, dass die beiden herkommen. Ich verstehe nicht, weshalb es nach all der Zeit plötzlich dermaßen wichtig ist.»

«Es war nur so eine Idee, in die ich mich vielleicht ein wenig zu sehr verrannt habe», gebe ich unsicher zu. Ich spüre den Drang abzuhauen, komme mir kindisch und seltsam fremd vor. Verstört ziehe ich meine Hand zurück und versuche, nicht in Panik zu geraten. 

«Wenn du sagst, dass du zu dieser Jahreszeit immer wieder diese Zweifel hast, bedeutet das doch, dass du nicht ehrlich zu uns bist. Fragst du dich, ob ich mit anderen Kerlen rummache? Wieder auf diese Weise Geld verdiene oder mein altes Leben zurückwill?» Die Worte auszusprechen, schmerzt auf eine Weise, die ich nicht für möglich gehalten habe. Ich kann nicht richtig atmen und fühle mich wie erstarrt.

«Was? Nein!» Michael umrundet den Tresen. Instinktiv weiche ich vor ihm zurück. «Bitte, Kevin. So habe ich es nicht gemeint. Darüber habe ich auch nicht eine Sekunde nachgedacht. Das ... das kam jetzt vollkommen falsch rüber, verdammt.»

Wir stehen uns schweigend gegenüber. Ich weiß nicht was ich sagen oder wie ich mich verhalten soll. Bisher gab es doch niemals einen Grund an uns zu zweifeln. Jedenfalls nicht für mich, aber offenbar ... Entsetzt starre ich Michael an.

«Bedeutet das, dass es sich für dich nie so perfekt und richtig angefühlt hat?»

«Oh Gott, Kevin», ruft er und zieht mich in seine Arme. Ich will nicht, dass sein Duft mich beruhigt, seine Nähe sich nach Heimat anfühlt. Am liebsten möchte ich, dass das Gefühl sofort verschwindet. Aber es bleibt natürlich, denn es ist viel zu tief und überlebenswichtig für mich geworden. Hilflos schmiege ich mich an Michael. Er drückt mich fest an sich. 

«Du bist mein Zuhause», flüstere ich erstickt. 

«Und du bist meins», sagt er und bringt mich dazu, den Kopf zu heben, um ihn anzuschauen. «Es tut mir leid, dass ich so einen Unsinn rede. Ich habe keine Zweifel an unserer Beziehung oder an deiner Liebe. Niemals.» Er küsst mich sanft. 

«Dann verstehe ich überhaupt nicht, was hier gerade passiert ist», erwidere ich und schlucke schwer, denn der Schock hält mich immer noch gefangen.

«Ich konnte mir deine Aufregung irgendwie nicht logisch erklären. Und dann sind die Nerven mit mir durchgegangen, weil ich eigentlich ... weil ich wollte ... ich hatte diesen Plan für Weihnachten und auf einmal bestand die Möglichkeit, dass er nicht funktioniert und ...»

«Ich verstehe kein Wort», grummle ich und atme tief durch. «Okay, meine Nervosität wirkt vielleicht ein bisschen übertrieben, aber ich glaube, es liegt an meinem schlechten Gewissen. Ich war ein Arschloch, aber ich will irgendwie, dass Rik sieht, dass ich mich geändert habe. Natürlich auch Bengt, aber da gibt es keine weiteren Hintergedanken und Pläne. Ich würde es cool finden, wenn es ähnlich wie mit Sebastian und Ronny laufen würde. Einfach nur Freunde sein. Vielleicht ist das aber auch schon zu viel verlangt. Ich kann vermutlich zufrieden sein, wenn Bengt mir verzeiht oder akzeptiert, dass ich hin und wieder mit Rik chatte.» Ich rede wie ein Wasserfall, aber dann halte ich stirnrunzelnd inne. «Was für ein Plan?»

«Nicht so wichtig», erwidert Michael. Seine Wangen färben sich rot. Das ist eine Reaktion, die nur äußerst selten bei ihm vorkommt. Es ist niedlich, aber gerade verwirrt sie mich noch zusätzlich. 

«Micha!», knurre ich, wohlwissend, dass er die Kurzform nicht leiden kann. «Wovon, zum Teufel, redest du?»

«Hier von», sagt er, lässt mich los, geht erneut hinter die Bar und legt ein kleines dunkelblaues Kästchen auf den Tresen.

Sprachlos und mit offenem Mund starre ich ihn an. Wie in Zeitlupe hebe ich eine Hand, um die Schachtel zu mir heranzuziehen und sie zu öffnen. Mein Herz rast und das Blut rauscht in meinen Ohren. Es sind tatsächlich zwei Ringe. Matt poliert, schlicht, wunderschön.

«Kevin, Micha? Seid ihr da? Hier kommt eine Ladung Plätzchen!»

Ehe wir uns versehen, steht Kati im Raum. In der Hand hält sie eine große Dose. Sie summt fröhlich ein Weihnachtslied, aber dann fällt ihr Blick auf den Tresen.

«Oh, bin ich jetzt mitten in den Antrag geplatzt?», fragt sie und schaut Michael an. Natürlich weiß sie davon. Sie ist schließlich seine beste Freundin. Kennt sie auch seine Zweifel? 

«War das nicht ursprünglich anders geplant», erkundigt sich Kati und kommt näher. «Ein bisschen größer und so.» Sie grinst, aber offenbar bemerkt sie auch, dass hier irgendwas überhaupt gar nicht stimmt.

«Michael hat seinen Plan geändert, weil er denkt, dass wir Weihnachten nicht mehr zusammen sind.» Ich schiebe die Schachtel in seine Richtung und verlasse eilig den Raum, bevor jemand die verdammten Tränen sieht, die heiß in meinen Augen brennen. 

Vermutlich ist es ziemlich blöd, dass ich mich im Schlafzimmer verstecke. 

Ringe ... ich kann nicht fassen, dass er mir tatsächlich einen Heiratsantrag machen wollte. Natürlich hätte ich ja gesagt. Oh Gott, ich will ja sagen. Sofort und ... und für immer, aber gerade möchte ich ihm die Ringe am liebsten um die Ohren hauen und ihn schütteln. 

Immerhin übernimmt einen Teil davon Kati, denn ich höre sie laut und wütend miteinander reden.

Mein Handy vibriert und kündigt eine Nachricht an. Gedankenverloren hole ich es aus der Hosentasche, entsperre den Bildschirm und sehe, dass Rik mir geschrieben hat. 

«Wir werden kommen.»

Die Worte treiben erneut meinen Puls in die Höhe. Für einen Moment überlege ich, abzusagen, damit dieses Chaos ein Ende nimmt. Aber ich vermute, dass es jetzt auch keine Rolle mehr spielt. 

«Das ist großartig», schreibe ich zurück und spüre, dass ein Teil von mir die Worte wirklich ehrlich meint. «Wie hat Bengt auf die Einladung reagiert?»

«Zuerst war er sauer und wütend, aber jetzt ist er ebenso neugierig wie ich. Allerdings hat er gedroht, sich mit Whisky zu betrinken, wenn du doch noch das Arschloch bist, was er kennt. Und er will einen Antrag als Entschädigung, wenn es wirklich schief geht. Ich möchte ihn allerdings tatsächlich gern heiraten.» Eine Menge Emojis begleiten den Text. 

«Es gibt genügend Whisky für den Notfall und der Rest klingt ganz wunderbar.» Meine Finger zittern beim Tippen und eine verdammte Träne rollt über meine Wange.

«Vielleicht kannst du mir ja einen romantischen Ort empfehlen. Ich will keinen öffentlichen Antrag, aber eine besondere Stelle, nur Bengt und ich. Das würde ihm gefallen.»

«Ich denke darüber nach», antworte ich und möchte mich am liebsten heulend zusammenrollen. 

Die Tür fliegt auf und Michael steht vor dem Bett.

«Komm mit», sagt er und streckt mir eine Hand entgegen. Ich zögere, ergreife sie und lasse mich hochziehen. «Wir müssen uns warm anziehen», sagt er, holt dicke Fleecepullover aus dem Schrank und scheucht mich dann nach unten.

«Michael, was wird das jetzt?», frage ich wütend. 

«Gib mir einen Augenblick», bittet er und schaut mich an. Die dunklen Augen strahlen Wärme und Sehnsucht aus. Sofort schlägt mein Herz einige Takte schneller.

Er drängt mich in die Klamotten, holt ein Quad aus der Garage und fordert mich auf, aufzusteigen. 

«Wir werden erfrieren», jammere ich, während ich den Helm auf den Kopf setze. Oder irgendeinen rutschigen Abhang hinunterfallen. 

Kaum sitze ich hinter ihm, fährt er los. Ein eisiger Wind erfasst uns. Ich mache mich hinter ihm so klein, wie ich kann und frage mich, was er vorhat. Das ist alles vollkommen absurd.

Nach wenigen Kilometern erkenne ich, wohin es geht. Der Wolfsbergblick, unser ganz besonderer Ort. Michael parkt das Quad. Die letzten Meter müssen wir zu Fuß gehen. Ich liebe den Ausblick, der sich zum Glück nur wenig verändert hat. Die Sonne geht bereits am Horizont unter und taucht den Himmel in ein kräftiges Orange. 

Ich zittere. Es liegt jedoch nicht allein an der Kälte, sondern daran, dass Michael sich vor mir in den Schnee kniet.

«Es tut mir leid», sagt er leise und holt das Schmuckkästchen aus seiner Tasche. «Ich habe mich wie ein Idiot aufgeführt, obwohl du mir keinen Grund zum Zweifeln gegeben hast. Ganz im Gegenteil. Du bist mein Leben, meine Heimat, meine Liebe. Du bist einfach alles für mich und ich ... ich will nicht ... bitte sag mir, dass ich es nicht versaut habe. Heirate mich.»

Einen Augenblick starre ich ihn einfach nur an. In meinem Kopf geht alles durcheinander. Das hier ist real. Ich spüre den Wind auf der Haut, die klare Luft, in der stets ein Hauch Angels Share liegt. Allerdings bin ich der einzige, der die Verdunstung des Whiskys hier draußen riechen kann. Vielleicht ist es auch nur Einbildung.

Der Moment ist perfekt, nur der Stein in meinem Magen stört.

«Ich will diesen Ring», sage ich leise. «Ich will dich heiraten, will dieses Leben mit dir, aber wenn du das Gefühl hast, dass meine Vergangenheit immer noch zwischen uns steht, dann solltest du das hier nicht tun. Es zerreißt mich, dass du an mir zweifelst, denn ich habe mich noch nie so vollkommen für einen anderen Menschen geöffnet. Du hältst mein Herz in der Hand und gerade bist du dabei, es zu zerquetschen.»

Michael steht auf und schüttelt den Kopf.

«Ich habe mich von einer Unsicherheit leiten lassen, die eigentlich überhaupt keinen Platz in unserem Leben hat. Es war ein dummer Moment. Ich wünschte, ich könnte die Uhr zurückdrehen und dir die Zuversicht geben, die du brauchst und von mir erwartest. Leider habe ich die Fassung verloren.»

«Aber Bengt oder Rik sind doch überhaupt keine Konkurrenz», erwidere ich bibbernd. Verdammte Kälte.

«Ich weiß», sagt er mit einem schiefen Lächeln. «Ich habe mich sogar mal vor Ronny damit gebrüstet, dass ich mir überhaupt keine Sorgen wegen ihm oder Bengt mache. Ich war verdammt selbstsicher. Im Gegensatz zu den vergangenen Tagen.»

«Hör auf an uns zu zweifeln.»

«Versprochen.»

«Dann betrachte den Antrag als angenommen und bringe mich so schnell wie möglich zurück nach Hause und ins Bett.»

«Vielleicht noch ein Kuss?»

«Er wird sehr frostig», erwidere ich schmunzelnd und presse meine eiskalten Lippen auf seinen Mund. Michael seufzt leise. Ein Geräusch, dass den fiesen Klumpen in meinem Magen zu explodieren bringt. Die winzigen Splitter verwandeln sich in kitschige Schmetterlinge und sorgen für ein Kribbeln im Bauch.

«Wir werden heiraten», nuschle ich aufgeregt gegen Michaels Lippen. 

Von einer möglichen Doppelhochzeit erzähle ich ihm besser erst später.

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Kommentare: 9
  • #1

    Karin (Sonntag, 12 Dezember 2021 12:12)

    Oh du meine Güte, was eine Aufregung. Bei Facebook habe ich gerade den Teil bis Heimat gelesen und war soooo Neugier, was passiert und jetzt komme ich her und es ist fertig.
    Eieiei.
    Dankeschön, dass ich jetzt gar nicht warten musste…

    Habt alle einen schönen Sonntag

  • #2

    Jessica Martin (Sonntag, 12 Dezember 2021 12:24)

    Deine Geschichte ist toll und ich finde die Schwängelbells-Idee immer noch großartig. :-D Weiter so, Karo. ;-)

  • #3

    Anja Hoffmann (Sonntag, 12 Dezember 2021 13:59)

    Oh, was für eine Aufregung, aber zum Glück ist alles gut gegangen. �

    Ich wünsche allen einen schönen 3. Advent!

  • #4

    Piccolo (Sonntag, 12 Dezember 2021 15:43)

    Hallo Karo, ich wünsche dir einen schönen 3. Advent.
    Ich glaube nicht, dass Bengt von einer Doppelhochzeit zu überzeugen ist.
    Schwängelbells ist kult,egal in welcher Geschichte.
    LG Piccolo

  • #5

    Jana P. (Sonntag, 12 Dezember 2021 15:47)

    Ein frostiger Kuss besiegelt die Heiratserklärung � Die hab ich nicht erwartet� aber es ist so schön � kann gar nicht sagen, was meine liebste Geschichte ist, aber den Ausschnitt von oben kenn ich noch � Allen einen schönen 3. Advent �

  • #6

    Anna (Sonntag, 12 Dezember 2021 16:55)

    Ach die beiden sind einfach süß. Auch wenn sie das sicher nicht hören möchten.
    Wünsche dir eine wunderschöne Woche.

  • #7

    Marcus Rehm (Sonntag, 12 Dezember 2021 17:56)

    Liebe Karo,
    was für eine wunderschöne Geschichte, ich hoffe, dass es für Kevin und Michael ein wunderschönes Happy-End gibt und der Besuch von Rik und Bengt nicht doch noch für ein Beziehungs-Chaos sorgt.
    Kann die Fortsetzung nächste Woche kaum erwarten.
    Liebe Grüße an Dich und alle Leser*innen.

  • #8

    Karin Hammon (Sonntag, 12 Dezember 2021 18:53)

    Ich liebe Schwängelbells seit ich die erste Geschichte gelesen habe und würde mich riesig freuen. Schönen 3. Advent. �

  • #9

    Sandra Stepan (Montag, 13 Dezember 2021 12:23)

    Super, ich finde allein das Wort "Schwängelbells" genial. Als einzige Frau unter Männern bekomme ich so einiges mit��, aber dieses Wort und dein Schnipsel ist super. � Weiterhin eine schöne Weihnachtszeit . LG Sandra ��‍♀️