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Gewinnspiel zum Männertag

Männertag ist das neue Ostern ... oder so ähnlich.

Ich glaube, ich hatte noch nie eine Aktion zum Männertag/ Himmelfahrt/Vatertag oder wie man diesen Tag auch immer bezeichnen mag. Da ich Ostern nicht so richtig in die Gänge gekommen bin und ich zumindest theoretisch ein  paar mehr Ideen für Blogbeiträge habe, dachte ich mir, ich mache aus dem heutigen Tag eine Hommage an die vergangene Osterzeit *Lach*

Nein, so schlimm ist es nicht und es richtet sich natürlich auch nicht nur an die Männer, allerdings dreht sich quasi alles um sie.

Deshalb habe ich hier ein kleines Gewinnspiel und eine Kurzgeschichte für euch.

Da ich in den  nächsten Tagen beim Sachsen-Anhalt-Tag eingespannt bin ... Kommt unbedingt vorbei, wenn ihr in Sachsen-Anhalt lebt oder in der Nähe von Quedlinburg zu Besuch seid oder es irgendwie einrichten könnt. Es ist mega viel los in der Stadt und mich könnt ihr auch entdecken. Sogar mit einem Shirt, auf dem groß mein Name steht. Quasi nicht zu übersehen ...

Das Spektakel geht erst morgen los und dauert das ganze Wochenende. Deshalb lose ich erst am Montag aus. Ihr habt also bis zum 02. Juni Zeit, einen kleinen Kommentar zu posten, wenn ihr in den Lostopf hüpfen wollt.

 

Und hier kommt noch eine kleine Geschichte für alle Lesehungrigen. Vermutlich genau lang genug für einen Kaffee auf dem Sofa.

Sie ist noch ganz frisch, ohne ernsthafte Korrektur, Titel und Cover.

Viel Spaß und einen schönen, sonnigen Feiertag!


Bloggeschichte zum Männertag

Karo Stein

„Wollen wir in diesem Jahr nicht mal was anderes machen? Hat jemand eine Idee?“ Erwartungsvoll schaut Tim in die Runde, aber jeder von uns zuckt nur mit den Schultern. Frustriert schnauft er und schüttelt den Kopf.
„Langweiler“, ruft er schließlich und bringt uns zum Grinsen. „Ihr seid alle voll die Spießer geworden. Wir könnten doch mal ...“
„Warum machen wir es nicht wie immer?“, unterbricht Max ihn. „Wir packen den Bollerwagen, nehmen genügend Bier und Grillzeug mit und drehen eine kleine Runde.“
„Beim letzten Mal hast du die Runde nicht geschafft und warst schon nach der Hälfte total besoffen“, wendet Tim grummelnd ein.
„Geil!“, ruft Max. „Genau so muss das schließlich zum Männertag sein.“
Mit einem leisen Seufzen höre ich dem Schlagabtausch zu, in den sich nun auch Florian einmischt. Er stimmt dem alljährlichen Ausflug zu.
Jakob ist bisher ebenso still geblieben wie ich. Vorsichtig werfe ich ihm einen Blick zu. Er grinst amüsiert und scheint den Streitereien der Dreien aufmerksam zuzuhören.
Ich spüre wie mein Herz schneller zu schlagen beginnt. Das verdammte Kribbeln in meinem Bauch setzt auch wieder ein. Es ist bescheuert, aber ich bin seit einer kleinen Ewigkeit in ihn verknallt. Natürlich weiß er davon nichts und das ist auch besser so. Ich bin froh, ein Teil dieser kleinen Gruppe zu sein.

Wir kennen uns seit dem Abi und haben es geschafft in den letzten fünf Jahren unsere Freundschaft zu erhalten, womöglich sogar zu vertiefen. Wir sind echte Freunde, die schon ziemlich viele verrückte Sachen zusammen erlebt haben. Niemanden stört es, dass ich schwul bin. Sie gehen alle total lässig damit um, haben keine Berührungsängste oder verfallen in Panik, wenn ich mal einen anzüglichen Spruch loslasse oder irgendjemand berühre.

Ich fühle mich wohl, einmal abgesehen von dieser Sache mit Jakob. Ich weiß nicht, warum es passiert ist. Plötzlich war das flattrige Gefühl da und all meine Gedanken drehten sich nur noch um ihm. Im ersten Moment haben mich die überwältigenden Emotionen in Panik versetzt, inzwischen ... Ich versuche sie zu ignorieren. Nur manchmal spielt meine Fantasie verrückt und dann deute ich in jede unabsichtliche Berührung einen Hoffnungsschimmer hinein und träume von einer Zukunft mit Jakob.

Ich war noch nie auf diese Weise verliebt. Selbst die kurzen Begegnungen mit anderen Männern konnten daran nichts ändern. Jakob hält mein Herz unablässig fest.
„Sag doch auch mal was, Micha.“ Verwirrt hebe ich den Kopf, als ich meinen Namen höre. Ich runzle die Stirn, denn ich habe keine Ahnung, worum es im Moment genau geht.
„Träumst du wieder von nackten Kerlen?“, erkundigt sich Max und grinst mich fies an. „Du siehst aus, als hättest du schon lange keinen mehr weggesteckt.“
„Nicht immer von dir auf andere schließen. Meine Sexrate ist fantastisch, aber bei dir soll es ja recht trüb in letzter Zeit sein.“ Ich setze noch eine unflätige Geste hinterher, was die anderen zum Lachen und Max zum Grummeln bringt. Gleichzeitig spüre ich Jakobs Blick auf mir. Sofort wird es in meiner Brust ganz eng und Hitze breitet sich auf meinem Gesicht aus.
„Ich bin gut bedient mit Nadja. Sie ist eine echte Sexbombe.“ Er streckt mir den Mittelfinger entgegen.
„Oh bitte“, mischt sich Jakob ein. „Erspare uns weitere Details über Nadja. Inzwischen ist es schon, als hätte ich sie selbst gefickt.“
„Lass bloß deine Finger von ihr. Das gilt für euch alle. Na ja, abgesehen von Micha. Vielleicht merkt er dann ja doch noch, dass Frauen einfach viel besser sind.“
„Woher kannst du das beurteilen?“, erkundige ich mich mit einem süffisanten Lächeln. „Hast du etwa schon ...“
„Sprich es bloß nicht aus“, unterbricht er mich, schüttelt sich energisch und verzieht angewidert das Gesicht.
„Diese Bilder bekomme ich nie wieder aus meinem Kopf“, meint Tim und fängt zu lachen an.
Es ist keine Homophobie, denn ich weiß, dass ich mich auf jeden einzelnen meiner Freunde verlassen kann. Auch wenn Max mit seinem Machogehabe nervig ist, hat er mir schon längst bewiesen, dass nichts davon echt ist. Er war derjenige, der sich nach meinem furchtbaren ersten Mal um mich gekümmert hat und zwar auf eine absolut unaufgeregte Weise. Ohne ihn würde es mir vermutlich ganz anders gehen. Abgesehen davon, dass hier jeder jeden aufzieht, sobald sich eine Gelegenheit bietet. 
„Nicht abschweifen. Über Max und Michas Liebesleben können wir später noch diskutieren. Jetzt wollen wir endlich einen Plan für Donnerstag aufstellen. Also, wer ist dafür, dass wir es so wie immer machen? Eine kleine Wanderung mit dem Bollerwagen. Ganz klassisch und wie es sich für einen richtigen Herrentag gehört.“
„Wir haben kein gemeinsames Liebesleben“, wirft Max grummelnd ein.
„Vielleicht ändert sich das ja noch“, erwidere ich zwinkernd und bekomme einen heftigen Stoß gegen den Oberarm. Außerdem spüre ich erneut Jakobs Blick auf mir. Diesmal wirkt er allerdings ziemlich ... grimmig. Verwirrt runzle ich die Stirn, aber er schaut sofort weg. Der verdammte Muskel in meiner Brust beginnt zu hüpfen und eine winzige Stimme in meinem Kopf flüstert das Wort „Eifersucht“. Mir ist echt nicht mehr zu helfen.
„Dann machen wir es so“, stimmen wir schließlich alle ein, auch wenn es nicht zu Hundertprozent begeistert klingt. Letztes Jahr ist noch viel zu gut in Erinnerung. Max, der ab der Hälfte vollkommen weggetreten war. Florian und Tim haben es zwar bis zum Grillen geschafft, danach aber gekotzt. Irgendwie waren nur noch Jakob und ich einigermaßen nüchtern und haben versucht, die anderen nach Hause zu bekommen.  Dabei habe ich mein Herz an ihn verloren. Das klingt total kitschig, aber genau so war es.

Er hat so eine lässige Art. Nichts scheint ihn aus der Ruhe zu bringen. Ganz abgesehen davon, dass er wirklich heiß ist. Eine wilde dunkelblonde Mähne, der perfekte Dreitagebart und ein trainierter, aber nicht aufgepumpter Körper. Seine Oberarme sind so dick, dass es aussieht, als würden die Shirts jeden Augenblick zerreißen. Natürlich ist es mehr als sein Körper. Wir verstehen uns wirklich gut, auch wenn ich mich in den letzten Wochen in seiner Nähe immer gehemmt gefühlt habe.
„Abgemacht. Fahren wir am Mittwoch gemeinsam einkaufen?“
Stöhnend verdrehe ich die Augen. Mit den Jungs in den Supermarkt zu gehen, ist schlimmer als der Ausflug einer Kindergartengruppe. Chaotisches Rennen durch die Gänge, so viel Grillfleisch, dass der halbe Ort davon satt werden könnte, Berge von Chips und schließlich die große und welterschütternde Frage nach dem perfekten Bier. Das dauert Ewigkeiten.
Als schließlich alles geklärt ist, verabschiede ich mich, um nach Hause zu gehen.
„Warte, ich komme mit“, ruft Jakob mir zu. Entsetzt verharre ich und kann nichts gegen das nervöse Kribbeln machen, das mich augenblicklich überfällt. In der Gruppe ist es kein Problem. Mit ihm allein zu sein, fordert mich jedoch dermaßen heraus, dass ich mich vollkommen verkrampft fühle und hinterher so fertig und erschöpft bin, als hätte ich an einem Marathon teilgenommen.
Ich kann jedoch schlecht ablehnen, da wir in die gleiche Richtung müssen. Allerdings bin ich erstaunt, dass Jakob zu Fuß da ist. Für gewöhnlich bewegt er sich keinen Meter ohne sein Motorrad.
Tatsächlich zieht er sich im Flur seine Lederjacke an und greift nach dem Helm. Beinahe möchte ich vor Erleichterung lachen. Zumindest kann ich es nicht vermeiden, dass sich meine Mundwinkel zufrieden nach oben biegen. Unser gemeinsamer Weg geht nur die Treppe hinunter bis zur Straße. Dann kann ich ihm noch ein bisschen hinterher schmachten, denn er sieht wirklich sexy auf seiner Maschine aus.
„Bin gespannt, was das wieder für ein Chaos wird“, sagt er und zieht die Wohnungstür hinter sich zu.
„Vermutlich nicht anders, als im letzten Jahr.“
„Vielleicht sollten wir uns dann besser auch besaufen, damit wir nicht wieder alle wegschleppen müssen.“
„Das wäre eine gute Idee, aber ich schätze, Alkohol und ich werden nie so richtig gute Freunde. Ich kann mich einfach nicht dermaßen abschießen.“
„Ich auch nicht“, meint Jakob mit einem Zwinkern. Ich schlucke schwer und spüre, wie mein Herz zu rasen beginnt.
„Wirklich doof“, nuschle ich und grinse ihn schief an.
Vor seinem Motorrad bleiben wir stehen.
„Soll ich dich nach Hause fahren?“, fragt er leise.
„Ähm ... nein, geht schon ... ist ja nicht weit ...“, erwidere ich stotternd. Allein der Gedanke, dass ich mich irgendwie hinter ihn quetschen soll und ... nein, das ist viel zu nah. Davon erholt sich mein Herz und vor allem meine Fantasie nie wieder.
„Okay, dann ... bis zur Einkaufshorrortour.“
„Ja, bis dann ...“
Hastig wende ich mich ab und gehe die Straße entlang. Für einen Moment schließe ich die Augen und atme tief durch. Ich muss unbedingt einen Weg finden, mich zu entlieben. Die anonymen Ficks, die ich bisher hatte, haben nicht geholfen, aber vielleicht sollte ich mir noch einen weiteren Versuch gönnen.
Umgehend ziehe ich mein Smartphone aus der Hosentasche. Ich schaue mich auf der Datingapp nach einem geeigneten Sexpartner um und werde tatsächlich fündig. Der Kerl springt auch sofort an, sodass ich augenblicklich die Richtung wechsle. Zu glauben, dass auf dem Land in Sachen schwulem Sex nichts los sei, ist zum Glück ein Irrtum.


Einigermaßen gefestigt sehe ich dem heutigen Männertag entgegen. Mein Sexabenteuer war befriedigend und hat es tatsächlich geschafft, mich von Jakob und diesen verrückten Gefühlen abzulenken.
Der Einkauf gestern hat auch besser funktioniert, als gedacht. Vielleicht weil Jakob kurzfristig abgesagt hat.

Natürlich will ich ihn sehen, aber auf der anderen Seite ... von mir aus könnte er heute auch wegbleiben. Damit hätte ich es auf jeden Fall leichter.

Das ist eine verdammte Lüge!

Es würde mich total unglücklich machen, wenn er heute nicht dabei wäre. Ich mag es, Zeit mit ihm zu verbringen. Im letzten Jahr wäre es nur halb so lustig gewesen, wenn ich die ganzen Schnapsleichen allein hätte versorgen müssen. Ganz abgesehen von dem Moment, wo wir allein am See saßen und es sich so vertraut und besonders angefühlt hat. Jedenfalls für mich ... Für Jakob werde ich wohl niemals mehr als ein Kumpel sein. Auch wenn es ein bisschen schmerzt ist es doch mehr als nichts.
Seufzend ziehe ich die ausgewaschenen Jeansshorts nach oben und schlüpfe ich bequeme Sneaker. Als ich ein Shirt aus dem Schrank hole, klingelt es bereits an der Tür. Erstaunt werfe ich einen Blick auf die Uhr. Es ist noch beinahe eine Stunde Zeit, bis wir uns treffen wollten. Ich kann mich auch nicht erinnern, dass mich jemand abholen wollte. Der Bollerwagen samt Inhalt steht bei Florian in der Garage.
Es klingelt erneut, also beeile ich mich, um zur Gegensprechanlage zu gelangen.
„Komm runter“, schallt mir eine viel zu vertraute Stimme entgegen, die trotz des blechernen Klangs für eine Gänsehaut sorgt.
„Jakob?“, frage ich trotzdem erstaunt nach.
„Genau. Bist du fertig?“
„Ähm ... waren wir ... also ... waren wir verabredet?“ Mein Herz beginnt sofort schneller zu klopfen. Ganz abgesehen davon, dass ich mich ein bisschen zittrig fühle. Weshalb holt ausgerechnet Jakob mich ab? Seine Wohnung liegt am anderen Ende der Stadt. Es ...
„Ich hoffe, du bist auf dem Weg und grübelst nicht neben der Anlage weshalb ich unten stehe.“ Er lacht und sorgt dafür, dass mein Gesicht schlagartig zu glühen beginnt.
„Ehrlich gesagt, bin ich schon ein bisschen verwundert. Ist es außerdem nicht noch recht zeitig?“
„Wie wäre es, wenn wir das Gespräch auf eine Ebene verlagern? Entweder lässt du mich rein oder du kommst runter. Geht das vielleicht, Micha?“
„Ja, also klar ich ... ich bin ... ich brauche ... also zwei Minuten und ... oder willst du ...“ Panisch halte ich inne und atme tief durch. „Bin gleich da“, antworte ich bemüht deutlich und wende mich von der Tür ab.
Eilig werfe ich das Shirt über, verschwinde für einen kurzen Blick in den Spiegel ins Bad. Grummelnd versuche ich meine Haare in Form zu bringen. Leider sind sie inzwischen ein bisschen zu lang und dadurch verdammt störrisch. Frustriert lege ich noch mal beim Deo nach, dann stütze ich mich mit den Händen auf den Rand des Waschbeckens und atme tief durch.
„Jakob wartet unten.“ Der Satz rast wie eine Achterbahn durch meinen Kopf und sorgt dafür, dass mir schwindlig wird. Grimmig starre ich mein Spiegelbild an. Auge in Auge versuche ich mich zu beruhigen und mir klar zu machen, dass ich mich total kindisch und albern verhalte. Ich bin kein verliebter Teenager, sondern ein erwachsener Mann, der sich zufällig ungünstig verliebt hat. Das wird wieder vergehen, auch wenn es seit einem Jahr nicht besser wird. Vielleicht sollte ich nach dem Männertag Jakob und die anderen mal eine Weile nicht treffen.
„Unsinn“, knurre ich und verlasse das Bad. Ich schnappe meinen Rucksack, nehme den Schlüssel vom Sideboard neben der Garderobe und ziehe die Tür hinter mir zu.
Als ich nach draußen gehe, entdecke ich Jakob lässig gegen sein Motorrad gelehnt. Er sieht so unglaublich heiß aus, dass es mir die Sprache verschlägt. Irritiert schaue ich ihn an und begreife nicht, was hier gerade passiert.
„Endlich“, sagt er grinsend und kommt auf mich zu. „Ich dachte schon, du hast es dir anders überlegt.“
„Anders überlegt?“, frage ich verwirrt. „Was denn?“
„Unseren Ausflug“, erwidert er schmunzelnd und hält mir einen Helm entgegen.
„Jakob, ich weiß echt nicht, was hier los ist. Habe ich mich im Datum geirrt? Ist heute nicht Männertag? Aber selbst wenn ... Ich kann mich nicht erinnern, dass wir ... ich weiß wirklich nicht ...“ Mit einem Seufzen breche ich ab und schaue ihn aufmerksam an. Seine Augen mustern mich so intensiv, dass mir ganz schwindelig wird.
Eine Horde johlender Kerle läuft an uns vorbei. Sie ziehen ebenfalls einen Bollerwagen hinter sich her. Einige tragen diese alberne Helme, wo sich rechts und links eine Bierbüchse befindet und dazu so ein peinlicher Schlauch zum Trinken. Aufgrund der Aufmachung gehe ich zumindest davon aus, dass es der richtige Tag ist. Der Rest ist mir jedoch immer noch schleierhaft.
„Komm schon, lass uns losfahren.“ Jakob drückt mir den Helm energisch gegen den Bauch. Instinktiv greife ich zu. Das scheint ihm zu reichen, denn er dreht sich um und geht zu seinem Motorrad. Jakob stülpt sich seinen Helm über den Kopf, zieht den Reißverschluss der Jacke nach oben und schwingt sich auf die Maschine. Wie erstarrt beobachte ich ihn dabei und komme mir total bescheuert vor.
Schließlich gehe ich ein paar Schritte nach vorn. Den Helm halte ich immer noch fest gegen meine Brust gedrückt und tippe Jakob mit einem Finger auf die Schulter.
„Bereit?“, fragt er und sieht mich durch das geöffnete Visier an.
„Nein, eigentlich nicht“, antworte ich verlegen. „Ich begreife wirklich nicht ...“
Mit einem tiefen Seufzen nimmt er mir den Schutzhelm aus der Hand und stülpt ihn mir über den Kopf.
„Du denkst immer so viel nach, Micha. Kannst du nicht für einen einzigen Moment das Grübeln lassen und ...“ Er hält inne und mustert mich eindringlich. Ich komme mir bescheuert mit dem Ding auf meinem Kopf vor, das eindeutig zu groß für mich ist. Offenbar bemerkt es Jakob auch, denn er beginnt unter meinem Kinn an dem Verschluss herumzufummeln. Seine Finger berühren meine Haut und sorgen dafür, dass erregende Schauer über meinen Rücken laufen. Sogar mein Schwanz regt sich, was wirklich verrückt ist.
„Vertrau mir“, raunt er mir zu, ehe er mein Visier nach unten drückt und die Welt in einem dunklen Farbton hüllt. Das Blut rauscht in meinen Ohren und seine Worte bringen die Schmetterlinge in meinem Bauch in Aufregung.
„Es ist nicht weit“, sagt Jakob gedämpft durch den Helm und fordert mich auf, mich hinter ihn zu setzen. Ich komme mir total unbeholfen vor, als ich mein Bein über den Sitz schwinge, dabei das Gleichgewicht verliere und mich an Jakobs Rücken klammere.
Er lacht leise, was die Situation nicht besser macht. Schließlich sitze ich irgendwie hinter ihm, aber ich weiß nicht, wie oder wo ich mich festhalten kann. Gleichzeitig ist mir ziemlich mulmig, denn ich hatte noch nie so eine Maschine unter dem Hintern. Mein Herz rast und meine Hände sind furchtbar schwitzig. Ich spüre die Kraft unter mir und möchte am liebsten wieder absteigen. Ehe ich jedoch noch länger darüber nachdenken kann, greift Jakob nach hinten, packt meine Handgelenke und zieht sie nach vorn um seinen Bauch.
„Gut festhalten“, ruft er mir zu und dreht den Kopf seitlich nach hinten. Dann startet er den Motor und rollt langsam aus der Lücke. Ich schlucke schwer und kralle meine Finger in das Leder seiner Jacke.
Auf der Straße beschleunigt er, was mir einen peinlichen Aufschrei entlockt. Gleichzeitig wird mir klar, dass wir nicht zu Florian fahren. Ich weiß nicht, ob ich in einer Fantasie oder in einem Alptraum gefangen bin. Der enge Kontakt macht mich verrückt und gleichzeitig versuche ich jede Sekunde davon zu genießen. Vermutlich werde ich Jakob niemals näher sein. Am liebsten möchte ich die Augen schließen und alles um mich herum verdrängen. Allerdings lässt es nicht ignorieren, dass ich auf einem Höllenmaschine sitze und keineswegs passend dafür gekleidet bin. Ganz abgesehen davon bin ich schrecklich neugierig, wohin die Fahrt geht. Im Moment habe ich wirklich keine Ahnung.
Das ändert sich auch nicht, als wir um die nächste Kurve biegen, Jakob abbremst und rechts in eine kleine Seitenstraße fährt. Es ist nicht so, dass ich die Gegend nicht kennen würde, aber ich begreife nicht, wohin er will.
Das Motorrad rollte vor einem Metallzaun aus, hinter dem sich eine Kleingartenanlage befindet. Jetzt bin ich komplett verwirrt.
Jakob deutet an, dass ich absteigen soll. Meine Beine sind ein bisschen zittrig, als ich wieder festen Boden unter den Füßen habe. Ich befreie mich von dem Ungetüm auf meinem Kopf und sehe Jakob fragend an.
„Moment“, erwidert er mit einem schiefen Grinsen. Er öffnet seine Jacke, schnappt den Helm, den er ebenfalls längst abgesetzt hat und geht auf das Tor zu. Mit einem Schlüssel öffnet er es und macht eine einladende Geste.
„Jakob, ich verstehe echt nicht, was wir hier machen? Eine Kleingartenanlage? Wo sind die anderen? Habt ihr es euch doch noch anders überlegt und ...“
„Nein, die anderen laufen brav ihre Runde und grillen dann am See. Ich habe uns abgemeldet beziehungsweise angedeutet, dass wir ... also falls ... wir ... wir können natürlich zum Grillen dazukommen, wenn du willst oder ich mich hier gerade komplett zum Idioten mache.“
Verwundert schaue ich ihn an und bemerke zum ersten Mal, wie nervös Jakob ist. Normalerweise wirkt er wie ein Fels in der Brandung, den absolut nichts umwerfen kann. Er stellt sich jedem Problem und scheint immer eine Lösung zu finden, die er dann auch konsequent durchsetzt. Ganz im Gegensatz zu mir. Mein Leben verläuft immer ein bisschen chaotisch und die meiste Zeit habe ich den Eindruck, dass ich gar nicht genau weiß, was ich mache.
Allerdings gibt mir sein nervöses Gestammel einen mächtigen Auftrieb. Es nährt meine Hoffnung und sorgt dafür, dass ein wahrer Sturm in meinem Inneren ausbricht. Ich gehe einige Schritte auf Jakob zu und atme tief durch.
„Willst du mir nicht endlich erzählen, was wir hier machen?“
„Dort drüben ist mein Garten ...“
„Du hast einen Garten?“, frage ich erstaunt. Das erscheint mir selbst für Jakob viel zu spießig. Wobei ... wenn er erst die richtige Frau gefunden hat und Kinder ...
„Frau und Kinder?“, erkundigt er sich und beginnt leise zu lachen.
„Habe ich das etwa laut ausgesprochen?“ Verschämt senke ich den Blick und spüre, wie meine Wangen heiß werden.
„Um ehrlich zu sein, geht es hier nicht um Frau und Kinder. Ich habe den Garten von meinen Eltern übernommen, die ihn nicht mehr wollten. Zu viel Arbeit und so ... aber ich liebe es. In der Erde zu buddeln entspannt mich. Etwas zu sähen, zu pflanzen und zu ernten vermittelt mir so ein echtes Lebensgefühl. Außerdem mag ich Blumen und ...“ Er verstummt und presst die Lippen zu einem schmalen Strich zusammen. Anscheinend hat er gerade mehr offenbart als er wollte. Schmunzelnd schüttle ich den Kopf, denn die ganze Situation erscheint mir vollkommen surreal.
„Wollen wir vielleicht in den Garten gehen, anstatt hier herumzustehen?“, frage ich schließlich, weil ich die seltsame Stille nicht länger aushalte. Mein ganzer Körper kribbelt als würde ich mitten in einem Ameisenhügel stehen.
„Ja, klar, komm mit.“
Jakob dreht sich um und geht voran. Ich folge ihm langsam, bin mir immer noch nicht sicher, ob ich diesem winzigen Funken Hoffnung Nahrung geben soll oder ob das hier alles nur ein großes Missverständnis ist und Jakob mir nur eine besondere Rosenzüchtung zeigen will ... Warum auch immer ... Ich glaube, ich dreh gleich durch.
Vor einem kleinen Gartentor bleibt er stehen. Jakob schließt auf und geht den schmalen Weg entlang. Er mündet in eine gepflasterte Terrasse mit einer kleinen Laube dahinter. Rechts und links befinden sich ordentlich angelegte Beete, auf denen allerlei Pflanzen wachsen. Ich kenne mich jedoch überhaupt nicht aus. Mein Gemüse kaufe ich im Supermarkt, hin und wieder vielleicht auf dem Wochenmarkt.
Offenbar hat sich Jakob gut vorbereitet, denn der Tisch auf der Terrasse ist perfekt für ein Frühstück gedeckt. Für zwei. Der Grill scheint ebenfalls nur noch auf einen Einsatz zu warten und als Jakob die Tür zur Laube öffnet, strömt herrlicher Kaffeeduft in meine Nase.
„Wow, das ist wunderschön. Aber Jakob ...“ Weiter komme ich nicht, denn plötzlich steht er dicht vor mir. So nah, dass ich sein Parfüm rieche und seinen Atem auf meiner Haut spüre.
„Sag mir, dass ich mich nicht irre“, flüstert er mit rauer Stimme.
Überfordert starre ich ihn an, öffne meinen Mund, aber es gelingt mir nicht, auch nur ein vernünftiges Wort über die Lippen zu bringen. Mein Kopf ist vollkommen leer. Da ist nur diese irrsinnige Hoffnung ...
Er legt seine Hand auf meine Wange. Instinktiv lehne ich mich in die Berührung. Ein Wimmern entkommt meiner Kehle. Ich befürchte, mein Herz durchstößt jeden Moment die Rippen. Es tut richtig weh in meiner Brust.
„Du bist hetero“, nuschle ich mühsam.
„Nicht wirklich“, erwidert er mit einem Lächeln, das Grübchen in seine Wangen zaubert. „Ich war schon mit Männern und Frauen zusammen, aber ich ... ich habe keine Lust, mich deswegen zu rechtfertigen. Bisher war weder der richtige Mann noch die richtige Frau dabei, aber ich ... ich glaube, also ich habe das Gefühl ... zum ersten Mal ...“
„Wie wäre es mit einem Kuss“, unterbreche ich ihn aufgeregt und befeuchte meine Lippen mit der Zunge. Für einen Moment befürchte ich, dass ich die ganze Situation falsch verstanden habe, denn Jakob rührt sich nicht und starrt mich nur an. Dann geht jedoch ein Ruck durch seinen Körper und seine Lippen landen hart auf meinen. Der Kuss ist unbeherrscht und viel zu stürmisch. Unsere Zähne prallen gegeneinander und irgendwie ... irgendwie fühlt es sich nicht halb so gut an, wie in meiner Fantasie.
Mit einem tiefen Grummeln löst sich Jakob von mir. Er schüttelt den Kopf und sieht mich entschuldigend an. Vielleicht ist es doch falsch. Haben wir uns etwas eingebildet, was gar nicht vorhanden ist? Oder liegt es an mir und er wollte gar nicht ...
Beide Hände umfassen mein Gesicht, sorgen dafür, dass ich den Kopf ein wenig in den Nacken lege.
„Das können wir besser“, raunt er mir zu und schmust sanft mit seinen Lippen über meinen Mund. „So viel besser.“ Er zupft an meiner Unterlippe, fährt mit der Zunge die Konturen nach, haucht Küsse auf die Mundwinkel und bringt mich um den Verstand. Alles kribbelt und mein Schwanz bäumt sich auf. Erneut entkommt mir ein Wimmern. Jakob vereinnahmt mich mit dem Kuss vollkommen. Er führt mich und sorgt dafür, dass ich mich für ihn öffne.
„Das ist ein Traum“, flüstere ich in einer Atempause und befürchte, gleich in meinem Bett aufzuwachen.
„Es fühlt sich traumhaft an“, erwidert Jakob schmunzelnd. „Aber ich glaube, es ist echt. Jedenfalls, wenn du es willst.“
„Aber wieso ... Ich meine, wann und ... und überhaupt.“
„Als wir letztes Jahr am See gesessen haben, da hat sich plötzlich alles ganz anders angefühlt. Ich war mir jedoch nicht sicher, ob es nur Einbildung ist.“
„Am See“, flüstere ich ergriffen. „Es gab diesen Moment also wirklich.“
„Komm, setz dich doch. Ich habe Brötchen gebacken und der Kaffee ist auch schon fertig. Wollen wir frühstücken und dabei ... nun ja, reden?“
Ich nicke, aber bevor sich Jakob umdrehen kann, greife ich nach seinem Arm und ziehe ihn noch einmal zu mir. Sehnsüchtig küsse ich ihn, bis er leise zu stöhnen beginnt. Er drängt sich an mich, sodass ich seine Härte spüren kann. Zärtlich beiße ich ihn in die Lippe und löse den Kuss. Atemlos schaut er mich an. Erregung spiegelt sich in seinen Augen, aber da ist auch etwas Sanftes in seinem Blick.
„Ich kann kaum glauben, dass du  tatsächlich hier bist“, sagt er und strahlt mich regelrecht an.
„Du hast mich ja quasi entführt.“
„Ich wusste einfach nicht, was ich sagen sollte, aber ich ... du musst nicht, wenn du ...“
„Oh Mann, das sollte doch wohl inzwischen eindeutig sein. Ich glaube, es ist schon jetzt der schönste Männertag aller Zeiten.“

 

Ende oder ... vielleicht ist es eher ein Anfang???

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Kommentare: 6
  • #1

    Sabine Creutz (Donnerstag, 30 Mai 2019 11:38)

    Ohhh wie süss � Eine wirkliche liebe Geschichte, wenn auch viel zu kurz hihi
    Hab einen wunderbaren Männertag und viel Spaß beim Sachsen-Anhalt Tag. Schade das du so weit weg wohnst
    Gruss Sabine

  • #2

    Heidi (Donnerstag, 30 Mai 2019 12:58)

    Mh Wunderschön�

  • #3

    Selma (Donnerstag, 30 Mai 2019 13:09)

    Was eine schöne Geschichte und ich hoffe dass es wirklich ein Anfang für die Beiden ist.

    Geniesse den Tag und Liebe Grüße Selma

  • #4

    Jana P. (Donnerstag, 30 Mai 2019 13:14)

    Super süße Geschichte, ganz sicher ein schöner Anfang für Micha und Jakob� Wünsch Dir ebenfalls einen tollen Feiertag�

  • #5

    Piccolo (Samstag, 01 Juni 2019 18:09)

    Hallo Karo,

    sorry, ich habe den Blogeintrag und die Geschichte erst jetzt gesehen. War die letzten beide Tage doch sehr beschäftigt.
    Eine wunderschöne kleine Geschichte, die für Jakob und Micha ein Einfang ist.

    LG Piccolo

  • #6

    Brigitte Böhm (Dienstag, 04 Juni 2019 15:04)

    Hey,

    Ich habe den Blogeintrag und damit die Geschichte erst durch deinen heutigen Beitrag gesehen, eine sehr schöne kleine Geschichte und es würde mich sehr freuen, wenn es vielleicht doch nur ein Anfang ist? Wobei ich glaube, ich hab von dir schon alles verschlungen, was ich finden konnte :-)