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Zweiter Advent - Samstag

Das zweite Adventskalenderwochenende ist da. 

Ich sitze hier mit einer Weihnachtstasse voll duftendem Kaffee (obwohl mir Kaffee gerade nicht sehr gut tut) und freue mich, dass sich inzwischen mein Wohnzimmer etwas weihnachtlicher zeigt. Ich habe gestern endlich ein Adventsgesteck gebastelt und ein bisschen Deko und ein paar Lichterketten verteilt. Habt ihr euch am 04. Dezember einen Barbarazweig besorgt? Diesmal habe ich drangedacht. Der Kirschzweig steht im Fenster und ich bin gespannt, ob er mir ein paar Blüten zu Weihnachten schenkt. 

Welche Bräuche mögt ihr in der Vorweihnachtszeit besonders gern?

Ich hoffe, ihr könnt den Samstag genießen.

 

Alle, die letzten Sonntag einen Kommentar geschrieben haben, bekommen eine Postkarte von mir. Schickt mir eure Adressen, sofern ich sie nicht schon habe, dann machen sich die Karten im Laufe der nächsten Woche auf den Weg.

 

Jetzt wünsche ich euch viel Freude mit dem nächsten Teil meiner diesjährigen Kalendergeschichte!


5.

Am Montag kann ich unmöglich auf einen anständigen Kaffee verzichten. Ich habe in der Nacht kaum geschlafen und brauche einen Koffeinkick zum Start in den Tag. Ein anständiges Frühstück wäre auch nicht schlecht.

Ich werfe einen letzten Blick in den großen Spiegel an der Garderobe. Der schwarze Anzug sitzt perfekt, das weiße Hemd ist nahezu faltenfrei und der dezent gemusterte Schlips ordentlich gebunden. Meine Haare sind ordentlich in Form. Die leicht tönende Tagescreme versteckt die Augenringe.

Ich nicke mir aufmunternd zu, greife nach dem dicken Wollmantel und werfe den schwarzen Lederrucksack über die Schulter, denn nach dem Frühstück habe ich keine Zeit, um noch einmal auf mein Zimmer zu gehen. 

Mit einem flattrigen Gefühl im Bauch steige ich die Treppen nach unten und folge dem Schild und dem Duft von frischem Kaffee zum Frühstückssaal. Leise Weihnachtsmusik empfängt mich, als ich die Tür öffne. Ein junger Kellner erkundigt sich nach meiner Zimmernummer. Er führt mich zu einem Tisch am Fenster mit Blick in den Garten, der natürlich ebenfalls weihnachtlich geschmückt ist. Es ist ein richtiges Weihnachtswunderland, allerdings ohne Schnee. 

Im Moment interessiert mich jedoch eher das köstlich aussehende Frühstücksbuffet. Mein Magen knurrt bereits ungeduldig. Ich seufze genüsslich beim Duft der frischen Brötchen und der Auswahl an Lebkuchen und weihnachtlichem Gebäck. Wenn ich nicht aufpasse, werde ich wohl mehr als nur joggen müssen, um in den vier Wochen nicht fett zu werden. 

Zurück am Tisch, winke ich einen Kellner heran, um nach Kaffee zu fragen.

»Guten Morgen. Möchten Sie eine Kanne Filterkaffee oder eine unserer Kaffeespezialitäten vom Automaten oder mögen Sie lieber Tee oder ... Henry?«

»Kaffee, schwarz, danke! Was?« Ich reiße den Kopf hoch und starre in das Gesicht, das ich am wenigsten sehen wollte.

»Martin«, nuschle ich entsetzt und schaffe es nur mit Mühe, auf meinem Stuhl sitzen zu bleiben.

»Du bist es wirklich«, stellt er fest. Seine Augen werden kugelrund und riesig. Katzenhaftes Grün, das mir die Sinne raubt. Unfassbar, nach all den Jahren fühlt es sich immer noch genauso an. 

 

6. 

»Ja, nun ... Was ... ähm, was machst du hier?«, frage ich und bereue im nächsten Moment die dämliche Frage, denn es ist offensichtlich, dass er hier arbeitet.

»Das Hotel gehört meinen Eltern. Ich bin Teil des Familienunternehmens.«

»Ich dachte, das wolltest du auf gar keinen Fall.«

»Die Dinge ändern sich manchmal.« Ich höre den bitteren Unterton in seiner Stimme und nicke bedächtig, ohne ihn anzuschauen.

»Was machst du hier?«, erkundigt er sich nach ein paar Sekunden schrecklichen Schweigens.

»Mein Boss hat mich hergeschickt. Ich arbeite für den Rest des Jahres hier in der Zweigstelle der Investitionsbank« Ich verdrehe genervt die Augen, denn die Worte laut auszusprechen, fühlt sich absurd an.

»Strafversetzt?«

»Ha, ha, witzig!«, grummle ich. »Nein, Personalmangel.«

»Stimmt, als ich das letzte Mal da war, war nur noch Angelika da. Aber wieso wohnst du hier und nicht bei deinen Eltern?«

Ich schließe für einen Moment die Augen, denn so hatte ich mir den Morgen wirklich nicht vorgestellt.

»Die Bank bezahlt«, erwidere ich schließlich mit einem schiefen Grinsen. »Den gemütlichen Luxus kann ich mich doch nicht entgehen lassen.«

»Aber du wirst sie besuchen, oder?«

»Ganz sicher nicht«, antworte ich genervt. »Kann ich jetzt vielleicht einen Kaffee haben? Ich muss gleich los oder ... ähm, vergiss es. Ich finde sicherlich unterwegs einen Kaffee und mach mich am besten sofort auf den Weg.«

»Du hast noch gar nichts gegessen«, stellt er konsterniert fest. Ein kleines Kribbeln regt sich in meinem Bauch, als ich sehe, wie seine Augenbraue unzufrieden wackelt. Wie früher ... ich war besessen von dem niedlichen Anblick und habe ihn furchtbar gern provoziert.

»Tut mir leid. Ich habe auch gar keinen Hunger.«

Eilig springe ich von meinem Sitz auf, schnappe meinen Mantel, den Rucksack und das Lebkuchenherz, dass ich mir als Nachtisch gönnen wollte.

»War nett, dich zu sehen«, murmle ich und stürme an Martin vorbei aus dem Saal. In der Lobby atme ich tief durch, ziehe mich an und flüchte nach draußen. Die eisige Kälte tut meinen angespannten Nerven gut. 

Das kribblige Gefühl erstarrt im Frost und verschwindet hoffentlich.

 

7.  

In der Filiale werde ich freundlich empfangen. Ich kenne die beiden Frauen, die hier arbeiten nicht und sie scheinen auch nicht zu wissen, wer ich bin. Zum Glück. Wir verstehen uns gut. Die Abläufe sind vertraut. Es gibt ein paar schwierige Kunden, mit denen ich mich in den nächsten Tagen beschäftigen werde, aber nichts, was sich nicht mit Geduld regeln lässt. 

Leider driften meine Gedanken immer wieder weg. Die Vorstellung, dass ich Martin jeden Tag in diesem Hotel begegne, behagt mir nicht. Ich kann auch nicht ständig wie ein Idiot vor ihm weglaufen oder auf mein Frühstück verzichten. Allerdings kann ich schlecht Marie anrufen und sie bitten, mir ein anderes Zimmer zu besorgen. Dann müsste ich ihr die Situation erklären. Sie würde vermutlich eher lachen und erwarten, dass ich mich erwachsen verhalte.

»Ich bin erwachsen«, knurre ich und reibe frustriert über meine Augen.

»Lebkuchen zum Kaffee?«, fragt Angelika gegen 14 Uhr und hält mir ein Körbchen mit einer bunten weihnachtlichen Mischung entgegen. Das Wasser läuft mir im Mund zusammen, als das Aroma meine Nase erreicht. Auch die Tasse mit dem lustigen Weihnachtsmanngesicht, der ein verführerischer Duft von frischem Kaffee entsteigt, begeistert mich ungemein.

»Was für eine Frage«, erwidere ich schmunzelnd und greife nach einem, mit weißer Zuckerglasur verzierten Lebkuchenmännchen.

»Die backt der Martin vom Schloßhotel«, erklärt sie. »Das sind einfach die besten in der ganzen Gegend. Da kommt sogar der Bäcker Heindel nicht mit.«

»Martin«, nuschle ich und spüre, wie mein Herz aus dem Takt gerät.

»Kennst du ihn? Falls nicht, wirst du ihn sicherlich bald kennenlernen. Das Stadtschloss gehört seinen Eltern. Er ist wirklich ein feiner Kerl, immer ein bisschen traurig, aber so ein Lieber. Wenn ich zwanzig Jahre jünger wäre ...« 

Ich schaue Angelika mit hochgezogenen Augenbrauen fragend an. Sie kichert. Ein leichter Hauch von Rot schimmert auf ihren Wangen.

»Ein Mann müsste ich leider auch sein«, sagt sie mit einem theatralischen Seufzen, dann beißt sie genüsslich in ein Herz. »Aber die Lebkuchen sind auf jeden Fall zum Dahinschmelzen.«

Ich stimme ihr zu und lenke das Thema wieder auf die Arbeit.


Habt ihr schon gesehen? Es gibt ein neues Buch von mir. 

Ein Weihnachtself für Miro ist ab sofort bei Amazon und über KU erhältlich. Das Taschenbuch ist ebenfalls schon da. Ihr könnt es auch direkt bei mir bestellen. Dann bekommt ihr eine signierte Ausgabe.

Wenn ihr mehr über das Buch wissen wollt, dann klickt auf meinen letzten Blogbeitrag

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Kommentare: 3
  • #1

    Karin Bill (Samstag, 09 Dezember 2023 14:02)

    Hach, Ich freu mich doppelt, weil hier lese ich immer die „Zusammenfassung“ der Woche.
    Barbarazweige habe ich nicht, aber fertig geschmückt ist schon seit letzter Woche. Ich mag es, wenn es ganz weihnachtlich ist.
    Habt alle ein schönes Wochenende �

    Meine Adresse müsstest du eigentlich haben. ♥️

  • #2

    Piccolo II (Samstag, 09 Dezember 2023 17:48)

    Guten Abend liebe Karo,

    da freue ich mich aber über die Karte. Meine Adresse müsstest du eigentlich haben, aber ich schick se dir lieber nochmal.

    So schnell ist Henry einen Teil seiner Vergangenheit begegnet. Er konnte gar nicht schnell genug die Flucht vor Martin ergreifen. Das kann Dauerzustand werden. Hhm, entweder weiß Martin nicht was damals zwischen Henry und seinen Eltern vorgefallen ist, oder es ist vielleicht weitaus weniger dramatisch gewesen wie Henry darstellt. Wir werden es bestimmt noch erfahren.

    Bis morgen und lieben Gruß,
    Piccolo

  • #3

    Anja Hoffmann (Samstag, 09 Dezember 2023 20:13)

    Oh und schon morgen ist der 2. Advent.
    Einen Barbarazweig habe ich nicht, aber meine Weihnachtsdeko war schon vor dem 1. Advent fertig. Ich muss nächste Woche nur noch meine Weihnachtspäckchen endlich auf den Weg bringen, aber auch erst packen �.

    Meine Adresse hasst Du ja, sodass ich mich auf die Post freue.

    Noch ein schönes Restwochenende. ❤

    LG Anja